Für Touristen zählt der alte Kirchturm der Pfarrkirche St. Katharina mitten im Reschensee zu den beliebtesten Fotomotiven Südtirols. Im Hintergrund leuchten die Berge im Abendsonnenschein, die Szenerie hat etwas Märchenhaft-Verträumtes, allerdings nur auf den ersten Blick. Diese Kirchturmspitze steht auch für eine ganz andere Geschichte aus dem Vinschgau, dem obersten Teil des Etschtals. Eine Geschichte von Leid und Vertreibung, von Ohnmacht und Täuschung, denn der Stausee wurde vor ziemlich genau siebzig Jahren mit menschenverachtender Brutalität in die Landschaft gestampft.
Marco Bolzano verwebt fesselnd und eindringlich das Zeitgeschehen mit dem Familiendrama von Trina, einer jungen Lehrerein aus Graun, einem hübschen Bergdorf im Vinschgau. Doch die Zeiten sind düster. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele.
Gehört zur Familie der Bücherratten, ist Buchhändlerin seit 1983 und braucht Schokolade.